Philippe Dagen sur la reprise de l’exposition russe de 1973 à la Galerie Dina Vierny en 2023
By Jean-Claude on Avr 22nd, 2024
Extrait de l’article de Philippe Dagen sur l’exposition historique de Dina Vierny “Avant-garde russe. Moscou 1973”, reprise en 2023 dans la Galerie Dina Vierny , rue Jacob à Paris, sans les sculptures de Maxime Arkhanguelski :
“En 1973, au retour d’un voyage en URSS, la galeriste Dina Vierny (1919-2009) présente l’exposition « Avant-garde russe. Moscou 1973 ». Elle y montre des œuvres qu’elle est parvenue à faire sortir d’Union soviétique, dont les auteurs sont alors inconnus, étant interdits d’exposition dans leur pays. Ainsi voit-on pour la première fois à Paris Maxime Arkhanguelski, né en 1926 ; Oscar Rabine, né en 1928 ; Erik Boulatov et Ilya Kabakov, tous deux nés en 1933 ; et le plus jeune, Vladimir Yankilevsky, né en 1938. A l’exception des sculptures en métaux récupérés d’Arkhanguelski, ce sont, pour l’essentiel, des travaux sur papier, aux crayon, encre et pastel, de petites dimensions, plus faciles à déplacer clandestinement.[…]” Le Monde 13 janvier 2024
Sabine Buchmann, Conférence sur Günter Fruhtrunk au Lenbachhaus, 23 février 2024
By Jean-Claude on Avr 18th, 2024
Sabine Buchmann, Malerin
www.sabinebuchmann.com
Schriftliche Zusammenfassung
meiner Dialogführung am 23. Februar 2024 im Lenbachhaus mit dem Titel „Augenblick und Inbegriff“
Liebe Frau Dr. Böller, vielen Dank für die Einladung hier im Lenbachhaus zur Kunst Günter Fruhtrunks sprechen zu können. Sie benennen die Bilder mit dem schönen Titel im Katalog „Bilder einer Ausstellung“ (das ist der Titel eines Werkes von Modest P. Mussorgski und man denkt an die musikalische Abfolge seiner Musik). Hier, während meines Vortrages sind es nicht Bilder einer Ausstellung von Modest P. Mussorgski, sondern man könnte sagen, Bilder einer Ausstellung von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, Poesie und Dichtung.
Der brillante, spannende Katalog des Lenbachhauses mit den Informationen aus dem Archiv Nürnberg eröffnet einen bewegenden Eindruck einer Zeit des Lebensweges von Günter Fruhtrunk, seiner Bildschöpfungen von 1954 bis 1967 und seinen ersten Ausstellungen, Freundschaften und Beziehungen mit Künstlern, Kunstkritikern und Galeristen. Dies hat auch meine Kenntnisse bereichert. Ich werde hier nicht als Kunsthistorikerin oder Archivarin zu Fruhtrunks Kunst sprechen, sondern als Malerin, an die vielen Gespräche mit Fruhtunk über seine Bilder im Zusammenhang mit Musik und Poesie erinnern.
Von 1973 bis 1982 war ich Studentin, Meisterschülerin und Assistentin von Günter Fruhtrunk und leitete seine Klasse nach seinem Tod bis 1984.
Fruhtrunk und ich sprachen beinahe täglich miteinander und er
nannte es die „Gespräche des Wandsbecker Bothen“ (Zeitschrift
von Matthias Claudius / 1778 herausgegeben, die eine vom Christentum beeinflusste, vor allen Dingen aber pazifistische, zum Frieden und Geborgenheit durch die Natur, zur Nächstenliebe aufrufende Zeitschrift war, geschrieben von unterschiedlichen Dichtern, Johann Wolfgang von Goethe, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Gottfried Herder, Matthias Claudius u.a.).
Bevor ich nun zu den hier ausgestellten Bildern spreche, möchte ich einige Worte über die Zeit vor den sogenannten „Pariser Jahren“, die Zeit der vorbereitenden Impulse seines künstlerischen Weges, sagen.
Dazu möchte ich einige Reproduktionen von Bildern Fruhtrunks, die zwischen 1945 bis 54 entstanden sind, zeigen.„Landschaft aus Finnland“, vor 1945 entstanden (Foto einer Kohlezeichnung)
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„Mahnender über Toten (See der Toten)“ Tuschezeichnung vor 1945
„Finnische Landschaft“, Aquarell, wohl 1944
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„Landschaft (Freiburg oder Bodensee)“, nach 1948
Die Kohlestiftzeichnung gab mir Fruhtrunk in den letzten Jahren seines Lebens als Foto. Sie sehen hier eine Figur, einen Wanderer, in Rückenansicht, auf einem Weg, der hinauf in die Berge zu führen scheint. Wir sprachen, wie oft, zu diesem Bild über die Winterreise von Franz Schubert.
Der Wegweiser
Was vermeid’ ich denn die Wege,
Wo die andren Wandrer gehn,
Suche mir versteckte Stege
Durch verschneite Felsenhöhn?
Hab ja doch nichts begangen,
Daß ich Menschen sollte scheun –
Welch ein törichtes Verlangen
Treibt mich in die Wüstenein?
Weiser stehen auf den Straßen,
Weisen auf die Städte zu,
Und ich wandre sonder Maßen,
Ohne Ruh’, und suche Ruh’.
Einen Weiser seh’ ich stehen
Unverrückt vor meinem Blick;
Eine Straße muß ich gehen,
Die noch Keiner ging zurück
Wir sprachen im Zusammenhang mit dieser Zeichnung über das Ihnen sicherlich bekannte Gedicht von Friedrich Hölderlin:
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm` ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Dem Gräuel des Krieges war Fruhtrunk 1944/45 als Soldat in Finnland ausgesetzt. Die lebensbedrohlichen Verletzungen, vor allem eine Kopfverletzung, an der er lebenslang leiden musste und dadurch immer an diese schwere gewalttätige Zeit erinnert wurde. Fruhtrunk ist ein Überlebender des Krieges. Es war ein Wunder, dass er diese schweren Verletzungen überwunden hat.Mit den Bildern des Krieges und ihren verheerenden Wirkungen und Ausmaßen sind wir in der heutigen Zeit zwar aus dem Abstand doch mittleidend konfrontiert.Der Wahnsinn des Krieges: In einer seiner Zeichnungen „Mahnender über die Toten“ (1945), die er mich 1981/82 bat, als Siebdruck zu vervielfachen, ist dies Zeugnis.Nach dem Krieg Maler zu werden „was konnte ich nach diesem Krieg überhaupt noch verlieren“, war seine bewusste Entscheidung. Er nahm Distanz zu seinem begonnenen
Architekturstudium. Hier ein Text von Hans Arp, seinem nach 1952 ihn begleitenden und unterstützenden Künstlerfreund, Dadaist:
DADA WAR KEIN RÜPELSPIEL
Wahnsinn und Mord wetteiferten miteinander, als Dada 1916 in Zürich aus dem Urgrund emporstieg. Die Menschen, die nicht unmittelbar an der ungeheuerlichen Raserei des Weltkrieges beteiligt waren, taten so, als begriffen sie nicht, was um sie her vorging. Wie verirrte Lämmer blickten sie aus glasigen Augen in die Welt. Dada wollte die Menschen aus ihrer jämmerlichen Ohnmacht aufschrecken. Dada verabscheute die Resignation. Wer von Dada nur seine possenhafte Phantastik beschreibt und nicht in sein Wesen, nicht in seine überzeitliche Realität eindringt, wird von Dada ein wertloses Bruchstück geben, Dada war kein Rüpelspiel.
(Hans Arp / Unser täglicher Traum /Arche)
Es gibt eine Anzahl wunderbaren Landschaftsaquarellen aus Finnland. Fruhtrunk sprach von dem Licht des Nordens. Die Landschaften haben diese einzigartige malerische Kraft und Rhythmik, Erregung der Farbe, der Natur (Malewitsch). Er war fähig aus innerster tiefer Begabung die Natur in Licht und Schatten, beinahe dramatisch darzustellen.
Die sehr schöne Landschaft mit der weißen ins Bewegende der Natur gestellten Hausfassade ohne Fenster, stammt aus den Jahren nach dem Krieg, in denen er Schüler des Malers William Straube wurde. Wilhelm Straube war für Fruhtrunk ein ganz entscheidender und unterstützender Lehrer, der Fruhtrunk das Selbstvertrauen in seine malerische Arbeit gab. William Straube war ein eher gegenständlicher Maler, der unermüdlich in großartiger Technik ausdrucksstarke Bilder, Landschaften und vor allem Portraits realisierte. Er war beeinusst und Schüler von Henri Matisse und dem Maler und Farbtheoretiker Adolf Hölzel, Freund von August Macke. Durch ihn entstand das Kennenlernen Fruhtrunks der Kunst des Hemmenhofer Künstlerkreises (Erich Heckel, Otto Dix, Adolf Diedrich Kindermann, Ferdinand Macketanz). Durch William Straube lernte er Johannes Itten, Friedrich Wilhelm Baumeister, Oskar Schlemmer, Max Ackermann,Ida Kerkovius und Julius Bissier kennen, abstrakte, gegenstandslose Malerei.
Fruhtrunk malte ein expressives Portrait von William Straube, im Hell-Dunkel-Kontrast, ein geistig wacher und ernster Ausdruck seines Lehrers. Dies Portrait stand bis zu Fruhtrunks Lebensende in seinem Arbeitsraum in der Akademie. Ganz entscheidend für Fruhtrunk war das Kennenlernen eines Hauses, in dem musiziert wurde. William Straube war verheiratet mit einer Geigerin, sein Bruder war Organist und Thomaskantor, Musik gehörte in dieser Familie zum Alltäglichen. Dies hat Fruhtrunk zutiefst geprägt und wurde in bestimmter Weise leitender Weg seiner Kunst. Die Begegnung mit William Straube war für Fruhtrunk ein wegweisender und ermutigender Umbruch seines geistigen sensiblen Malerlebens. Nicht die Beschreibung der Dinge konnte ihm wesentlich sein, sondern aus dem Piktoralen als Solchem aus der reinen Musik/Poesie der Farbe sein lebendiges Selbst zu oenbaren.
Hier Gedanken zur Kunst von William Straube:
„Den Menschen betrachten wir als den größten künstlerischen Ausdruck des Kosmos.
Erweitern wir den Ausspruch, das Kunstwerk in ein
Verhältnis zum Menschen bringen:
Das Kunstwerk in ein Verhältnis zum Kosmos
bringen. Hier ist Ziel und Wesen der Kunst in der
tiefsten Bedeutung erfaßt.“
(Kunst am See / William Straube / Verlag Robert Gessler / 1981)
Und hier ein Text von Fruhtrunk zu William Straube:
„Mein Lehrer Straube war es, der mir den Antrieb vermielte, mir das geistige Werkzeug gab, das innere Fenster zu weiten und verkrustete Sedimente abzutragen, er schulte mein Auge zum Verständnis der Farbe.“
In diesem Umbruch nach dem Krieg waren vor 1954 bestimmte Etappen wesentlich. Man könnte übrigens sagen, dass das gesamte Werk von Fruhtrunk Etappen oder Wandlungen sind, eine schrittweise Erkenntnis und Erarbeitung seines malerischen Konzepts. Hier in der Ausstellung kann man die Bilder geradezu als einen Weg beschreiben. Die Bilder aus dem schönen Katalog aus
der Freiburger Ausstellung (1993), „Bilder von Fruhtrunk 1950- 54“ sind hier zu erwähnen und der Brief an seine Frau Annette:
„Es braucht halt alles Zeit, immer wieder Zeit, doch die arbeitet für mich, denn ich weiß, was meine Arbeit wert ist, und ich opfere gerne für das, was ich das Glück oder die Gnade habe durch mich hindurchgehen zu lassen, alles, um mehr und mehr sichtbar zu machen das Geheimnis des ewig dunkelhellen Abgrundes. Wenn ich nur immer Kraft und Urteilsvermögen, Kritik an sich selbst und damit an dem Werk behalte, und immer das Vermögen, dem All das Eine abzulauschen mit offenen Händen, dann vermag ich auch die eigenen Fenster immer weiter aufzustoßen, um Tiefblick zu erlangen.“
Das hier am Anfang der Ausstellung hängende Bild „Blauform und Gelbklang, 1953/54“ zeigt die ersten ungegenständlichen Formen und Farbe, die für die nächsten Jahre wesentlich wurden. Aus dieser Zeit, die wichtigen Bilder, die ich als Reproduktionen zeige „Schwingungen“ benannt, wo man einen Vogel entdecken könnte. In meinen Gesprächen mit Fruhtrunk sprach er viel vom Flug, von den Schwingungen wie in der Musik (siehe „Gelbklang“). Für mich ist hier die Brücke zu Kasimir S. Malewitsch und zur Musik, die sein gesamtes künstlerisches Werk fundamentiert.„Schwingungen“ nach 1950
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„Schwingungen“ nach 1950
Die Zeit mit William Straube wurde zum Sprungbrett für die Auseinandersetzungen mit den Künstlern in Paris und fundamentalen Reflektionen der Kunst Kasimir S. Malewitsch (seine Studienaufenthalte in Paris 1951/52). Hiermit beende ich den Vorspann, um die Ausstellung mit dem Bild „Monument für Malewitsch“ (1954) zu beginnen.
Fernand Léger, in dessen Atelier er mehrere Monate arbeitete und seine Freundschaft zu Hans Arp und dessen Frau gaben wesentliche Impulse für seine künstlerische Arbeit.
„Bei Fernand Léger beeindruckte mich seine sehr vernunbetonte Wendung zur Sache, das Zurücknehmen des Ichs vor der Aufgabe, eine gute Arbeit zu machen.“
In Gesprächen sagte Fruhtrunk, das Großformat, das Monumentale des Bildes zu bewältigen, habe er durch Fernand Léger verinnerlicht.
„Mit anderen Auseinandersetzungen war es der nachhaltige Einfluss sowohl von Léger als auch von Arp, der sich in meiner konstruktivistischen Arbeitsperiode vollzog. Er führte mich zur konkreten Kunst. »
„Mit Arp erlebte ich von tiefer Innerlichkeit durchdrungene Klarheit, die den Traum kannte, der in die Wachheit dringt. Die für mich entscheidend werdenden handwerklichen Merkmale waren Präzision und Geduld.“
Fruhtrunk sagte in einem Gespräch, dass durch Hans Arp vor allem der Bezug zum Dadaismus und Surrealismus ihm wichtiger wurden als sein Bezug zum Konstruktivismus. Das scheint paradox, doch ist der Spannungsgrad seiner Farben bis sogar in die späten Bilder aus den musikalischen unbewussten intuitiven tonalen Rhythmen offenbart. In einem Gespräch sagte ich ihm, dass mich seine Farben an die Pittura metafisica von Giorgio Del Chirico erinnern.
Durch den Kontakt, vor allem zu den russischen Künstlern Sonia Delaunay-Terk und Serge Poliakoff und später (1957) zu den konstruktiven Künstlern der konkreten abstrakten Malerei, Victor Vasareley, Auguste Herbin, Robert Jacobsen, Richard Mortensen, Marino di Teana in der Galerie Denise René, war seine Auseinandersetzung mit der russischen Kunst Kasimir S. Malewitschs essenziell. Die Schriften von Kasimir S. Malewitsch waren Fruhtrunk zum Teil bekannt. Der Bezug zur Natur und zum Kosmos bei Kasimir S. Malewitsch führte bei Fruhtrunk zu einer spirituellen Offenheit, zu einem Prozess des intuitiv kreativen und einer Freiheit, die den unmittelbaren Ausdruck in den Bildern um 1954 fand („Monument für Kasimir S. Malewitsch“).
„Der Mensch hat einen guten Lehrmeister -, die Natur, das heißt jene ursprüngliche Echtheit, die ihre weder sinn- noch zweckgebundene Arbeit verrichtet und sich uns ohne Ziel und Sinn offenbart.“
(Kasimir S. Malewitsch, Suprematismus – Die gegenstandslose Welt)
“Wir können die Natur nicht besiegen, denn derMensch ist die Natur. Und dann will ich nicht besiegen, sondern ich will eine neue Blüte, und die Tatsache, dass ich das will, ist die Verneinung des Vorhergehenden, der allgemeinen Zusammenstellung der Kultur aus den Instrumenten der Natur, auch sie muss sich von der Vergangenheit lösen, denn sie wird mit dem Wachstum der schöpferischen Ableitungen nicht Schritt halten können. Die Kunst muss mit dem Stamm des Organismus wachsen, denn ihre Aufgabe ist es, den Stamm zu verschönern, ihm eine Form zu geben und an dem mitzuwirken, was seiner Bestimmung entspricht”.
(Kasimir S. Malewitsch, De Cézanne au suprématisme)
“Die Malerei ist die Farbe; sie ist unserem Organismus inhärent. Ihre Aufklärung kann heftig und fordernd sein.
Mein Nervensystem wird von ihr gefärbt.
Mein Gehirn ist heiß glühend und leuchtet in ihrer Farbe…” (Kasimir S. Malewitsch, De Cézanne au suprématisme)
In der Pariser Zeit war Auguste Herbin einer der wichtigen und von Fruhtrunk sehr geschätzten abstrakten Maler mit seiner kosmischen Farbintensität, Harmonie und seiner Musikalität der Farbe. Hier ein Zitat von Auguste Herbin.
” Toute l’action de la peinture reside dans le rapport des couleurs entre elles, dans le rapport des formes entre elles, et dans le rapport entre les formes et les couleurs. ”
“Die ganze Wirkung der Malerei liegt in der Beziehung der Farben zueinander, in der Beziehung der Formen zueinander und in der Beziehung zwischen Formen und Farben. “
Auguste Herbin
Das bildnerische Vokabular (Formen und Elemente) besteht aus Kreisen unterschiedlicher Größe, Quadraten, Rechtecken, balkenartige ungleiche Rechtecke, Winkelformen (Bumerang), feinste Linien. Die Formen beziehen sich schwebend aufeinander und wollen sich im Raum beinahe berühren. Tiefenwirkung, Nuancen und Kontraste überlagern sich zum Teil oder sind manchmal nebeneinandergestellte Formen auf offenem transparent wirkendem Bildgrund (z.B. das „Bild ohne Titel“ für Hans Arp und Margarete Hagenbach, von 1956, Bildkatalog Nr. 9). Durch Rhythmus und Bewegung im Raum wird das Auge zum Wandern auf dem Bild eingeladen. Erst aus der Entfernung sieht man die erregte und zugleich harmonische Beziehung.
Fruhtrunk erzählte, dass er aus finanziellen Gründen, zum Teil mit Jute aus seinem Sofa oder mit Bettlacken seine Leinwände bespannen musste.
Fruhtrunk sagte zu diesen balkenartigen Elementen oder als Bumerang geformten Elementen, „dass sind die Schlegel, die den Kreis herausdrängen.“ Der dynamische Impuls der Bilder ist die Quelle für die folgenden nur noch aus reinem Rhythmus und Farbe bestehenden Bildern. (Eine exzellente und phänomenologische Analyse von Bildern Fruhtrunks gibt es von Fruhtrunks Freund, dem Kunsthistoriker Max Imdahl und anderen Verfassern geschrieben: „Fruhtrunk“ im Keller Verlag 1978 erschienen.)
Michael R. Thwaites schreibt:
„Rhythmus ist das Prinzip, dass die Bewegung im Inneren des Atoms mit der Bewegung des sich ausdehnenden Kosmos verbindet. …. Und dahinter liegt der Rhythmus des Atmens, des Lebens, der Rhythmus vom Wachstum und Tod.“
Für Fruhtrunk bedeutete die Arbeit an diesen Bildern eine Befreiung und gleichsam eine Auferstehung. In der Pariser Zeit, erzählte er, hörte er, mit Begeisterung, den Messias von Georg Friedrich Händel während drei Tagen ununterbrochen. Es gibt das etwas pathetisch, aber sehr schöne Buch von Stefan Zweig, was von der Entstehungsgeschichte des Messias erzählt. Dieses Werk entstand nach der lebensbedrohlichen Erkrankung von Georg Friedrich Händel. War es eine Identifikation von Fruhtrunk, als ein Überlebender mit Georg Friedrich Händel?
Ein anderer wichtiger Bezug zur Musik in dieser Zeit war die Schöpfung von Joseph Haydn. Der Beginn der Welt, das Werden
der Welt mit dem Ausruf des Chores „ … und es werde Licht“.
(Joseph Haydn an Assessor K. 1802/Joseph Haydn/Die Schöpfung/Irmgard Seefried,
Walter Ludwig, Hans Hotter/Chor und Orchester des Rundfunks/München 1952/Eugen Jochum/MELODRAM)
„Oft, wenn ich mit Hindernissen aller Art rang,
die sich meinen Arbeiten entgegenstemmten,
wenn oft die Kräfte meines Geistes und Körpers sanken,
und mir es schwer ward,
in der angetretenen Laufbahn auszuharren, –
da flüsterte mir ein geheimes Gefühl zu:
„Es gibt hinieden so wenige der frohen und
zufriedenen Menschen,
überall verfolgt sie Kummer und Sorge,
vielleicht wird deine Arbeit bisweilen eine Quelle,
aus welcher der Sorgenvolle
oder der von Geschäen lastende Mann
auf einige Augenblicke seiner Ruhe und seine
Erholung schöpfet.“
Dies war dann ein mächtiger Beweggrund, vorwärtszustreben,
und dies ist die Ursache, daß ich auch noch jetzt
mit seelenvoller Heiterkeit auf die Arbeiten zurückblicke,
die ich eine so lange Reihe von Jahren
mit ununterbrochener Anstrengung und Mühe
auf diese Kunst verwendet habe.“
Der ganz wichtige Bezug zur Musik findet sich in den Texten Yehudi Menuhin, und zwar schreibt er in der Musik über die Schwingungen:
“Musik ist Leben. Sie ist Schwingung, sie hält uns als Teil eines schwingenden Kosmos in Verbindung mit der Gesamtheit des Alls. Wenn sie diese Aufgabe hat, dann muss sie uns zu diesem inneren Gleichgewicht verhelfen, dem Gleichgewicht zwischen Intuition und Bewusstsein. Zwischen dem Unterbewussten und dem Bewussten zu vermitteln hat alle große, gute Musik gedient, ob sie nun indisch oder afrikanisch, einstimmig, gregorianisch oder von kompliziertester harmonischer Struktur ist wie unsere abendländische Musik … „
„…. Bilder von Auguste Herbin heißen z.B. „Nein“, oder „Mitternacht“. Ihre kristallinen Ordnungen ließen mich derentwegen nie Geometrie sehen. Gesteigerte oder verhaltene Farbenglut, auch deren Eisigkeit, überstrahlen solches Zeughaus, dem sich Elementares nicht einfügt. In meinem Bild „Nocturne“ lässt der Schwebezustand an Ahnungsvollem, von fahlem Kreislicht und grünen Akzenten, den Gedanken an funktionales Agieren gerade nicht zu. „Dieses täuschte Leben nur vor, statt Leben zu schaffen“ (Hans Arp). Gegen die Stärke der falschen Schwäche und ihres verfugenden Verfügungswillens spricht das Bild und gegen eingeschränktes Verstehen, einen Konstruktivisten prägen zu suchen, somit uneingestanden Verhalten mit Gehalt zu verwechseln. Dem könnte unwiderstehlich folgen, dann Gehalt beliebig noch auf bare Münze zu beugen, der die wissenschaftlichen Streifenbildungen entsprechen. Gegen diese bedenkliche Legalität ist „Nocturne“ gebildet. Seine gründende Substanz, aus nächtlicher Verhüllung, beschneidet sich überdies auch nicht im ausbalancierten Schwebezustand, in der formalen Gegebenheit seiner „harmonischen Konstellation“. Gerade das wesentliche Moment der bedrohlichen Intention der Täuschung ist es in dieser Konstellation, wodurch überhaupt jenes Moment erst zur Wirkung heraustreten kann; ganz ohne intentionales Machen nicht von Idee her determiniert. …. „
(„Fruhtrunk“ Keller Verlag 1978)
In den folgenden Bildern der Ausstellung verschwinden die „Malewitschen“ Formelemente zu reiner Licht- und Rhythmus- Struktur. Von entscheidendem Einfluss war die Musik von Johann Sebastian Bach. Fruhtrunk hörte sehr präzise die unterschiedlichen Strukturen der Musik. Wie auch in vielen seiner Bilder, kommen die Titel aus dem Vokabular der Musik, z.B. „Blau-Grün-Klang“,
„dynamische Geometrie“, „steigende Rhythmen in Gelb“, Intervalle“, „Kadenz-Geld-Rot-Violet“, „Grüne Intervalle“, „Orgelpunkt“, „Kantus firmus“. Musik ist wesentlich zum Verständnis der Malerei Fruhtrunks. Der Ton, der die Musik macht, entsteht durch Schwingung. Farbtöne sind ebenfalls Schwingungen, die im Auge stattfinden. Man kann die Bilder geradezu mit Begriffen aus der Musiktheorie beschreiben (Tonstufen, Intervalle, Zusammenklänge, Akkorde, Tonreihen, Rhythmus und Dynamik, Phrasierungen, Kontrapunkt, Takt, Rhythmus, Modulation, Variation, Dreiklang, Polyphonie, Kanon, Suite, …).
Ganz intensiv war die Beschäftigung Fruhtrunks mit der Musik von Johann Sebastian Bach. An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, dass in der Interpretation von einem Bild zum anderen Bild, es nicht um Serien handelt, sondern es sind Variationen wie in der Musik. Es ist ebenfalls ein Missverständnis von Streifen zu sprechen, denn es sind Farbbahnen oder Vektoren, also in Bewegung oder Schwingung befindende Farb- und Lichtpräsenzen. Mit Fruhtrunk hörte ich unterschiedliche Interpretationen, z.B. sprachen wir über das wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach, welches zum Hören Lernen geschrieben war, also ein Übungsbuch von Johann Sebastian Bach und dennoch ein Meisterwerk ist. Bei Fruhtrunk ist es von Bild zu Bild ein Lernprozess des Sehens, Beispiele dazu, die Bilder, welche die Titel „Sehübung / 1966“ oder „Sehebenen / 1968“ tragen. Es geht immer um den Prozess des eigenen Sehens. „Darstellen ist unmittelbar Wirkendes als gleichzeitiger Prozess mit der sich stets erneuernden Kraft des Wirkenden“. („Fruhtrunk“ Keller Verlag 1978)
Die Architektonik der musikalischen Werke konnte Fruhtrunk genau heraushören, dies hatte mit dem Prozess der Seherfahrung zu tun. Ich zitiere hier aus einem 1982 verfassten Text von Fruhtrunk „Individuum – Zeit – und Zukunft:
„In jeder Gegenwart also gibt es ein aktuelles zurückhaltendes Vorbei, das heißt, das Zurückhalten genau, das heißt, das Zurückhalten der Nachwirkung des Vorbei. Es bleiben quasi sonore Spuren. Stellen sie sich eine Stimmgabel vor, die sie an ihr Ohr halten und gehen sie diesem Ton nach. Ich sage deswegen Ton, weil die Immaterialität sich besser eignet als Materialität, die dann der
Beobachtung des Auges unterliegt. Wiederum, eine ganz andere Erfahrung ist, als die unmielbare Erfahrung im Sehen, beispielsweise von Farbe. …“
„Es muss zuallererst etwas entzündet werden. Ich bin in meinem Kopf schon gegen eine ganze Reihe von ideologischen Wänden gerannt, aber die Erfahrung hat mich nicht davon überzeugt, dass die Musik vor der Unversöhnlichkeit der Menschen kuschen muss, oder dass der Musiker nur dumpf vor sich hin edeln darf, während die Welt in Flammen steht.“
(Yehudi Menuhin „Worte wie Klang in der Stille“ / Herder)
Als Musiker, Komponist und sublimer Dirigent schreibt Igor Markevitch zu Farbton – Tonfarbe, Hören im Sehen – Sehen im Hören:
„Perspektiven des Gehörs
Ich hatte eine Form zu entwickeln, an der der Mythos so intim haftet, dass Bedeutung und Struktur sich gemeinsam entwickeln würden. Was mein inneres Ohr durch seine Poesie bezaubert hatte, musste orchestrale Wirklichkeit werden, sich also an das äußere Ohr wenden. Diese Verwandlung stellte ein echtes Abendteuer dar, das mich zwang, meine Auffassung über die Musik zu vertiefen und manchmal in Frage zu stellen.
Mehr als je zuvor wurde mir klar, wie sehr wir komplexe Architekturen aufbauen aus Tönen, von denen wir fast nichts wissen. Da jeder Ton in Wirklichkeit eine vollständige Welt ist, mit einer Unzahl verschiedener Obertöne, gleicht das Hören jeder Note einem Kometen, der den Himmel erhellt durch den Weg, den er erhellt. Für das Ohr bildet eine Musik das Aufeinanderfolgen, die Konstellation und das Durcheinander von klanglichen Kometen. Die Aufmerksamkeit wird jedoch vor allem durch die Linienführung und die Architektur beansprucht, die die Töne in unserer Empndung aufbauen, was mich zu der Überlegung führte, dass der Ton selbst eine noch nicht genügend entfaltete Rolle im musikalischen Genuss spiele. Seit meinen „drei Bienen“ weiß man, wie sehr ich mich im Hören geübt hatte.
Um die Natur des Tones zu entdecken, war ich also dafür ausgerüstet, mit dem Ton der Natur zu beginnen. So erweiterten sich meine Kenntnisse über das Tonverhalten. Meinem Auge taten sich ungeahnte Möglichkeiten der Beteiligung auf. Es half der Arbeit des Ohres, indem es den Raum erforschte und die Dinge darin genauer ortete als das Ohr. Durch diese Zusammenarbeit der beiden Sinne hörte die Umwelt auf, ein Dekor zu sein, und ich könnte nicht sagen, was die größeren Fortschrifte machte, das Ohr in der Ortung, oder das Auge im Hören. Das Ergebnis meiner Entzifferungsbemühungen war, dass die Töne aufhörten, eine Fremdsprache darzustellen und mich mit ihrem Mechanismus vertraut machten. So mit der Bewegung der Dinge identifiziert, zog ich aus ihnen Prinzipien und Eindrücke, die sich ansammelten, im Hinblick auf musikalisches Keimen.“
1
Ich möchte noch etwas erwähnen, etwas, was Fruhtrunk beschäftigte und wahrscheinlich für seine Schöpfungen eine Rolle mitspielt: Die drei Spiegel eines Kaleidoskops. Bei einem Kaleidoskope entstehen durch die Drehung immer wieder neue Konstellationen der Formen durch die Spiegelungen, die eine Folge von farblichen symmetrisch geordneten Variationen ergibt.
Einige Musiker, die Fruhtrunk hörte und besonders schätze:
Clara Haskil; Dinu Lipatti; Wanda Landowska; David F. Oistrach; Pablo Casals; Janet Baker; Maria Stadler; Otto Klemperer; Paul Baumgartner; Helmut Walcha; Alexander Schneider; Michel Corboz; Walter Gieseking; Kathleen Ferrier; August Wenzinger; Yehudi Menuhin; Werner Krenn; Ralph Kirkpatrick; Paul Tortelier; Rudolf Serkin; Eugene Istomin; Fritz Wunderlich; Hans Hotter; Vladimir Horowitz; Eugen Jochum; Franz Konwitschny; Rene Jacobs.
Ich empfehle ihnen die Gigue der sechsten englischen Suite von Johann Sebastian Bach anzuhören und dabei im Sehen der Bilder das Vokabular der Musik und der Bilder Fruhtrunks aufzunehmen und so ihre Erfahrung der Ausstellung zu vertiefen.
Dichtung und Poesie und die philosophischen Auseinandersetzungen begleiteten Fruhtrunk in seinem ganzen Schaffen. Nur einen ganz kleinen Teil aus dem immensen Wissen und aus der Liebe Fruhtrunks zur Dichtung und Poesie kann ich hier erwähnen. Philosophie war nicht etwa ein Denken, aus dem er seine Schöpfungen der Bilder hervorbrachte, sondern sie war eher ein Versuch die existenziellen Empfindungen und Gedanken zu fundamentieren. Gleich einem Testament seiner Gedanken hielt er seinen Vortrag 1982 Individuum – Zeit – und Zukunft für seine Studenten.
Über die Philosophie wird Frau Dr. Böller mit einer Professorin der Philosophie beim Dialogrundgang in der nächsten Woche sprechen.
In den Gedichten der konkreten Poesie wandelt sich das rhythmisch geschriebene Wort in Sinn durch das Sehen seiner geschriebenen besonderen Konstellation.
schweigen schweigen schweigen
schweigen schweigen schweigen
schweigen schweigen
schweigen schweigen schweigen
schweigen schweigen schweigen
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fliegt
strömt entgegen
fliegt
breitet sich aus
fliegt
umhüllt
fliegt
verdünnt sich
fliegt
löst sich auf
fliegt
(Eugen Gomringer / Konkrete Poesie)
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ungerade
uberechenbar
ungelenk
nicht zu beurteilen
fraglich
authentisch
Tatsachen
Erfahrungen
Meinungen
Ansichten
Niedrigwasser
Geröll
Eisenbahngeräusche
Doppelfenster
Entfernungen
Richtungen
Richtungen
Berichtigungen
(Helmut Heißenbüel / Konkrete Poesie)
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Gedicht der Stille
Lese
ein Häufchen Kiesel zusammen
und verfasse daraus
egal wo
Steinchen für Steinchen
wie Worte für Worte
Reihe für Reihe
wie Vers auf Vers
ein anschauliches Gedicht
(Jiri Kolar / Das sprechende Bild – Poeme – Collahen -Poeme / Suhrkamp)
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Fadensonnen
über der grauschwarzen Ödnis.
Ein baum-
hoher Gedanke
greift sich den Lichtton; es sind
noch Lieder zu singen jenseits
der Menschen.
(Paul Celan / Ausgewählte Gedichte /Edition Suhrkamp)
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Ein Engel fragt:
„Kann ich einmal
einen kleinen Augenblick
ein Menschenleben lang
Vom himmlischen Saus und Braus
Urlaub nehmen?
Ich möchte gerne
als armer Mensch
den Mond andichten.“
Für Spaziergänger, OP
die sich gelegentlich einmal
bei einem Nachtspaziergang
vor ihm verbeugen,
hat der Mond nicht viel übrig.
Den Mondträumern aber
gibt es sich ganz hin.
für sie überbietet er sich
an Süße und Silber.
Mit Mondträumern ist der Mond
Immer bereit
zu spielen und zu spaßen.
Mit ihnen hext er auch gerne,
läßt Monumente niesen,
was steinern ist fließen,
heizt mit Schneemännern ein.
(Hans Arp / Gesammelte Gedichte (1957-1966)
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„Das Leben ist ein rätselhafter Hauch, und die Folge daraus
Kann nicht mehr als ein rätselhafter Hauch sein“
(Wegweiser)
(Hans Arp /„ich bin in einer wolke geboren“)
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Ich möchte meinen Vortrag beenden mit dem Gleichnis von Dschuang Dsi „Die Zauberperle“, welches Fruhtunk sehr liebte.
Die Zauberperle
Der Herr der gelben Erde wandelte jenseits der Grenzen der Welt. Da kam er auf einen sehr hohen Berg und schaute den Kreislauf der Wiederkehr. Da verlor er seine Zauberperle. Er sandte Erkenntnis aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Er sandte Scharfblick aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Er sandte Denken aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Da sandte er Selbstvergessen aus. Selbstvergessen fand sie. Der Herr der gelben Erde sprach: „Seltsam fürwahr, dass gerade Selbstvergessen fähig war, sie zu finden!
(Dschuang Dsi / Das wahre Buch vom südlichen Blütenland / Diederichs / Gelbe Reihe)
Das Selbstvergessen könnte man hier mit Intuition gleichsetzen. Intuition in der Kunst: In der Musik ist es Intuition des Rhythmischen und der Töne, in der Malerei ist es Intuition des Rhythmischen und des Farbtones, in der Dichtung ist es Intuition des Rhythmischen und des Wortes. In der Philosophie ist es Intuition der Existenz?
PHOTOS D’ARCHIVES EN VRAC (ARCHIVES V. & JC.MARCADÉ)
By Jean-Claude on Avr 14th, 2024
PHOTOS D’ARCHIVES EN VRAC (ARCHIVES V. & JC.MARCADÉ)
“
DOCUMENTS D’ARCHIVES ENTRE LES ANNÉES 1970 ET 1990 (ARCHIVES V. & JCl. MARCADÉ)
By Jean-Claude on Avr 11th, 2024
DOCUMENTS D’ARCHIVES ENTRE LES ANNÉES 1970 et 1990 (ARCHIVES V. & JCl. MARCADÉ)
INTERVIEW D’ANDREÏ LANSKOY PAR JEAN-CLAUDE MARCADÉ DANS SON ATELIER DE L’AVENUE MOZART
LETTRE D’ANDREÏ LANSKOY À JEAN-CLAUDE MARCADÉ
LETTRE DE BERNARD MANCIET À VALENTINE MARCADÉ
“RUGBY”, DESSIN DE BERNARD MANCIET DÉDIÉ À VALENTINE MARCADÉ
La notion d’ esthétique chez Malévitch, 2001
By Jean-Claude on Avr 8th, 2024
La notion d’ esthétique chez Malévitch
Au Bauhaus, à Vitebsk, [l’OUNOVIS[1]], à Moscou [l’INKHOUK[2] et le RAKHN[3]de Kandinsky], à Pétrograd-Léningrad [le Musée de la culture artistique et le GHINKHOUK[4]], l’art a été étudié sur des bases objectives : le phénomène « art » est pris comme un tout, comme un ensemble (comme un « corps »), sans séparation entre « arts majeurs » et « arts mineurs », « artiste » et « artisan », « technique » et « création », etc. L’art est inséré dans un complexe pluri- et inter-disciplinaire. La « culture picturale » est ainsi un cas particulier de la « culture artistique » ainsi définie.
Au moment où se créaient en Russie les premiers « musées d’art moderne » au monde, les « musées de la culture picturale », Malévitch se montra le plus radical à l’égard des rapports entre la novation et la nostalgie du passé. Il dut faire des concessions. Mais il travailla avec conviction à une nouvelle conception du musée, refusant « la répartition des œuvres selon les écoles, les courants, le temps et les événements »[5]. Il réclame le contraste pour dynamiser précisément la perception picturale :
« Les murs des musées sont des surfaces planes sur lesquelles doivent être placées les œuvres dans le même ordre que la composition des formes est placée sur la surface plane picturale ; c’est-à-dire que, si sur la surface plane picturale surgissent des séries de formes uniformes, l’œuvre elle-même s’affaiblit dans son intensité et vice-versa.
Si l’on accroche une série de travaux uniformes sur la surface plane, nous obtenons une ligne ornementale, ce qui annule la force qu’elle aurait pu faire apparaître au milieu des confrontations variées.
C’est pourquoi il apparaît comme le plus avantageux de faire l’accrochage dans l’ordre suivant : icône, cubisme, suprématisme, les classiques, le futurisme. »[6]
Il y aurait beaucoup de choses à dire sur la façon dont est présenté l’art russe d’avant-garde, et Malévitch en particulier ! Le fait que cet art n’a commencé à devenir plus public qu’à notre époque, époque baptisée, faute de mieux, mais en tout cas de façon bien indigente, de « post-moderne », ce fait est lourd de conséquences pour une juste réception de ce coup de poing dans la modernité qu’a été l’avant-garde russe, et j’entends bien par avant-garde russe(l’art de gauche, comme il s’est dit en Russie) un moment historique privilégié (en gros, les années 1910-1920).
Ce qui aurait pu apparaître comme au plus haut point positif, à savoir la découverte progressive des réserves des musées de l’ancienne URSS, est fortement grevé par cette façon peu adéquate de déployer l’héritage de ces années 1910-1920.
Du côté russe, l’idéologie muséologique n’a guère changé depuis la fin des annes 1960 : on prétend que si l’on veut donner une idée historiquement vraie du premier quart du XXe siècle, il faut exposer à la fois tous les courants qui existaient concomitamment à l’avant-garde. Si l’on dit « avant-garde », on doit s ‘en tenir à elle et mettre sous les yeux ses réalisations, les mettre en valeur. Si par aventure on faisait une exposition sur les arts novateurs en France entre 1900 et 1914, y mettrait-on Boldini, Jean-Emile Blanche ou Gérôme ? À voir ces expositions où coexistent pacifiquement (ce qui n’était pas le cas dans la réalité des faits) les mouvements les plus hétéroclites et les plus disparates, on a l’impression que, plus que l’ignorance, il y a la volonté idéologique de désamorcer la charge, esthétiquement révolutionnaire encore de nos jours, d’un art qui a refusé la facilité, les compromis, l’hybridité, pour ne s’attacher qu’aux origines et aux fins, pour faire naître, sur les débris du séculaire académisme, le Nouveau. Cette radicalité gêne. C’est un mauvais exemple, et tant pis pour la médiocrité : n’est-ce pas le lot le plus fourni ?
Du côté occidental, cet état de choses correspond on ne peut mieux à l’esprit des années 1980-1990. Cet esprit, c’est celui du « mixage », du mélange, du cocktail. Ici aussi, le radicalisme de l’avant-garde ne plaît guère. Encore un de ces empêcheurs de jouir tranquille ! At puis qu’y a-t-il de Nouveau à dire ? Tout juste peut-on bricoler du neuf. Et puis cette prétendue pureté des origines et des fins, n’est-elle pas pauvreté, ennui, facilité, décharnement…Alors, vive la chair restaurée, les oripeaux, les plumes, les idoles. Et tant pis si cette chair est le plus souvent une viande prête à s’avarier. Conséquence muséographique : l’éclectisme bariolé des mises en contraste. La « mise en contraste » est, certes, indispensable, comme nous le montre la réflexion de Malévitch, mais elle ne peut être guidée par des soucis idéologiques, politiques, sociologiques, historiques, sans faire perdre l’essentiel de la perception picturale. Dans les expositions d’art russe de gauche, ce n’est pas l’image (das Bild) qui donne la ligne directrice mais les images (comme on dit ‘un livre d’images »).
Et pourtant, un des mérites de cet art de gauche russe a été de dégager l’étude de l’art du magma des impressions, des émotions, du subjectivisme esthétisant, du psychologisme, de l’anecdotique :
« L’influence des phénomènes économiques, politiques, religieux et utilitaires sur l’art est la maladie de l’art », dit Malévitch[7]
La base de l’enseignement de Malévitch à l’OUNOVIS de Vitebsk (1919-1922), au GHINKHOUK de Pétrograd-Léningrad (1922-1926) et à l’École d’art de Kiev (1926-1930) était fondée sur la constatation que l’art moderne commençait avec Cézanne. Il s’agissait donc d’étudier les 5 principales « cultures picturales » du Nouvel art et d’en souligner les éléments essentiels. L’Impressionnisme, le Cézannisme (de façon générale le Post-Impressionnisme), le Futurisme, le Cubisme et le Suprématisme sont analysés selon « la sensation des interactions contrastées, tonales, colorées des éléments dans chaque tableau »[8], selon aussi « la dynamique, la statique, les sensations mystiques et autres »[9]. C’est ce que Malévitch écrit dans un grand article intitulé « Esthétique » paru en ukrainien dans la revue Nova guénératsiya [Nouvelle génération] en 1929. Cette revue ukrainienne du Constructivisme, qui parut de 1928 à 1930 à Kharkiv, se voulait marxiste, et lorsqu’elle publia 12 articles de Malévitch qui étaient en fait une partie de ses cours devant les étudiants de Pétrograd-Léningrad (au GHINKHOUK et, après la fermeture de ce dernier en 1926, à l’Institut national d’Histoire de l’art), la rédaction se désolidarise du fondateur du Suprématisme à cause du « caractère contradictoire des conclusions, du point de vue de la compréhension matérialiste de l’art »[10].
En tout cas, dans ces articles, Malévitch ne suit pas la logique d’une histoire de l’art mais celle d’une picturologie, d’une science du pictural. Là interviennent des notions comme : structure, élément formant, élément additionnel, facture (i.e. texture), masse colorée, composition/construction, dynamique/statique, et fonctionnalité/sensation picturale du monde.
Deux articles « Esthétique (essai pour déterminer le côté artistique et non artistique des œuvres) » et « Essai pour déterminer l’interdépendance de la couleur et de la forme en peinture » – vont proposer une « lecture » des œuvres d’art, fondée, disons-le tout de suite, sur la notion-clef malévitchienne de « sensation » (ochtchouchtchénié, Empfindung), c’est-à-dire exactement ce que nomme l’aisthèsis, la faculté de percevoir par les sens.
Malévitch rejette, nous l’avons vu,l’approche socio-politique de l’œuvre d’art comme ne disant rien de l’essence artistique d’une œuvre. De même, le contenu, le sujet d’une œuvre « n’est jamais par soi-même artistique, par exemple : un mouton, la guerre etc. »[11]. Ainsi, même dans l’art du premier quart du XXe siècle, « les sensations mystiques, dynamiques, surréalistes, naturalistes, impressionnistes, ne peuvent être en vérité des sensations artistiques, esthétiques, de la même façon que beaucoup d’œuvres picturales religieuses. »[12] Il est intéressant de noter que les nouveaux courants que Malévitch dit examiner avec ses élèves dans son article de 1929 « L’esthétique » sont, outre l’Impressionnisme, le Cubisme, le Futurisme et le suprématisme, – « le Surréalisme, le Dadaïsme, le Simultanéisme, le Fauvisme »[13], mouvements sur lesquels il ne s’est pas par ailleurs tellement étendu.
Le caractère illusionniste du tableau qui fait ressembler ce dernier à une photographie, n’est pas un indice artistique-esthétique. Cette recherche obstinée de Malévitch de l’esthétique, c’est-à-dire de ce qui est artistique et de ce qui ne l’est pas dans les œuvres montrées dans les musées, le conduit à se pencher sur la nature en tant que telle. La nature devient paradigmatique de ce qu’est le tableau du peintre. Ainsi, « la nature ne peut jamais être artistique si l’on prend en considération le fait que tous ses phénomènes sont le produit de processus physico-chimiques . [14]»
Mais il y a une autre perception, une « perception esthétique-artistique » de la nature :
« Toute la nature sera alors semblable à un kaléidoscope où, en dehors de tout ordre, se bousculent des éléments colorés, mais s’ils ne sont pas tombés, ils resteront toujours dans des conditions telles qu’ils constitueront une forme fine et merveilleuse d’ornement […] De la sorte, le mouvement des éléments dans la nature, par exemple, celui des vaches, des personnes, des enfants, des nuées, même l’état de la nature, tout cela nous nous l’approprions comme des interactions purement colorées et tout devient un tableau artistique dont les formes n’ont plus de modification dans le temps. »[15]
Argumentant que la couleur ne correspond pas à la forme, telle qu’elle est donnée dans la nature, le peintre prend l’exemple de Cézanne (son Autoportrait où la gamme picturale ne correspond pas à la forme naturelle), de Kandinsky, dont l’oeuvre de façon générale n’a pas de formes mais seulement des masses colorées[16], et de ses propres travaux où il « distingue rigoureusement forme et couleur » :
« Et dans ce cas précis, je donne telle ou telle teinte non pas parce que le rouge ou le bleu appartiennent à telle ou telle forme mais parce qu’elles éclosent selon la gamme qui naît dans mon centre créateur. »[17]
À ce propos, souvenons-nous du passage étonnant dans son article « De la poésie » en 1919 :
« Dans l’artiste s’embrasent les couleurs de toutes les teintes, son cerveau brûle, en lui se sont enflammés les rayons des couleurs qui s’avancent revêtues des teintes de la nature, elles se sont embrasées au contact de l’appareil intérieur.
Et ce qui en lui est créateur s’est levé de toute sa stature, avec toute une avalanche de teintes, afin de sortir à nouveau dans le monde réel et de créer une forme nouvelle. »[18]
Dans sa défense et illustration des arts novateurs des années 1910-1920, qui étaient loin d’être acceptés par la majorité, Malévitch insiste sur le fait que « les artistes nouveaux se distinguent beaucoup des anciens par la pureté de leur perception et de leur sensation […], sont intéressés, dans la majorité des cas, par l’élément pictural en tant que tel »[19]. Il conclut que « les arts nouveaux, à savoir : l’Impressionnisme de Claude Monet, le Pointillisme de Seurat, le Cézannisme, le Cubisme et ses cinq stades, le Futurisme, le Suprématisme dans ses deux stades peuvent être appelés arts des sensations »[20]. Ce mot de sensation (ochtchouchtchénié, Empfindung, aisthèsis), revient constamment sous la plume de Malévitch, aussi bien dans l’article « Esthétique » que nous venons de survoler, que dans son dernier article de la revue ukrainienne Nova guénératsiya en 1930, « Essai pour déterminer l’interdépendance de la couleur et de la forme en peinture ». Une variante de cet article avait paru en russe dans la revue constructiviste marxiste Architecture contemporaine (S.A.) à Moscou en 1928.
Malévitch ne peut être plus net quant à sa méthode pour considérer l’œuvre d’art dans son être et non dans ses prétextes, et cela reste valable jusqu’à aujourd’hui :
« La forme, la couleur et l’esprit d’un phénomène manifestent des états différents de l’énergie. Le recueillement de ces états est l’Univers dans lequel ma vie est déterminée dans un lien permanent ou bien dans un sentiment permanent du côté spirituel des forces de l’Univers dans une image ou sans image. Ce lien provoque à son tour mon activité qui oeuvrera dans ma création d’un nouveau phénomène, tandis que la création de ces phénomènes dépendra de la qualité ou du savoir-faire permettant de se représenter une image dont la stabilité dépendra des forces de la représentation. Grâce à ce désir, surgit une foule d’objets qui doivent déterminer mes représentations.
L’union de l’Univers avec l’homme ne se fait pas dans la forme mais dans le processus de la sensation. »[21]
Malévitch n’a sans doute jamais lu les lettres de Cézanne, mais le fait qu’il fasse partir sa réflexion en premier lieu de l’analyse des tableaux de Cézanne montre la convergence évidente de sa pensée avec celle du maître d’Aix pour qui la peinture se définit « comme moyen d’expression de sensation »[22]. De la même façon, Cézanne écrit à Emile Bernard qu’il voudrait unir la nature et l’art, et d’ajouter :
« L’art est une aperception personnelle. Je place cette aperception dans la sensation et je demande à l’intelligence de l’organiser en œuvre. »[23]
Et lorsque Cézanne dit que la couleur est « l’endroit où notre cerveau et l’Univers se rejoignent »[24], il est l’ancêtre direct de Malévitch.
On comprend que Malévitch ait pu écrire dans « L’esthétique » :
« Après l’apparition de Cézanne, tous les musées doivent accomplir des réformes capitales pour classer toutes les œuvres et pour les répartir conformément aux sensations.»[25]
À la suite de Cézanne, Gleizes et Metzinger, dans leur célèbre texte de 1912 Du « Cubisme », qui sera – rappelons-le – traduit deux fois en russe en 1913, et fera l’objet d’une réflexion féconde chez les novateurs russes, en particulier chez Malévitch, écrivent :
« Il n’y a rien de réel hors de nous, il n’est rien de réel que la coïncidence d’une sensation et d’une direction, mentale individuelle. »[26]
Ce qui fera réagir immédiatement le marxiste Plekhanov, lequel, dès l’automne 1912, dénonce le traité de Gleizes et de Metzinger, réfutant que le monde extérieur soit inconnaissable et que l’on puisse chercher ce qui est essentiel du monde dans notre moi, comme il le lit chez Gleizes et Metzinger. Plekhanov voit deux conséquences possibles dans cette primauté du moi, seul connaissant : celle de l’idéalisme transcendantal kantien ou celle de la reconnaissance sophiste que chaque homme est la mesure des choses. Le penseur marxiste russe met le cubisme dans la conséquence sophiste, celle d’un subjectivisme totalement arbitraire[27].
La position de Malévitch est donc une dérivation originale des positions françaises, celles de Cézanne et celles de Gleizes et de Metzinger. Aussi, dans sa pédagogie des années 1920, le fondateur du Suprématisme fait l’analyse d’une oeuvre à la fois selon sa forme et sa couleur, et aussi l’analyse des sensations. Un montage photographique établi sous sa direction aligne six colonnes : Naturalisme, Impressionnisme, Cézannisme, Cubisme, Futurisme, Suprématisme, c’est-à-dire, selon lui, les étapes essentielles de l’art de gauche depuis sa rupture avec le naturalisme. Chaque colonne comporte une série de reproductions de tableaux confrontés à des photographies d’environnement réel. Malévitch intitule ce graphique « montage photographique montrant les sensations picturales et l’environnement du Naturalisme, de l’Impressionnisme, du Cézannisme, du Cubisme, du Futurisme et du Suprématisme »[28].
Dans la colonne du « Naturalisme », on trouve des tableaux qui ne se distinguent pas du tout des photographies représentant des paysages, des rivières, des barques, des maisons paysannes, des scènes de la vie quotidienne. L’ « Impressionnisme » confronte la Grenouillère de Renoir (ancienne collection Chtchoukine, aujourd’hui à l’ Ermitage à Saint-Pétersbourg) et une photo d’une guinguette. Le « Cézannisme » voit reproduits Gardanne(Coll. Barnes) et Plateau de la montagne Sainte-Victoire (ancienne collection Chtchoukine, aujourd’hui au Musée Pouchkine à Moscou) et des photographies de villages de Provence. Le « Cubisme » confronte des œuvres de Picasso et de Braque avec un montage de collages constitués de fragments géométriques, de journaux, d’intérieurs d’expositions industrielles, d’un violon, de morceaux de matériaux, le tout mis dans des positions diverses et non conformes à la logique de la représentation du visible. Le « Futurisme » met à la suite deux tableaux de Severini The Pan-Pan Dance at the Monico et un dessin sur le sujet des Stati d’Animo. I gli addi de Boccioni, avec des photos de foule dans un lieu clos, de machines, de courses d’obstacle, de trains, d’usines. Quant au « Suprématisme », il est représenté par deux lithographies suprématistes de Malévitch et des vues aériennes de champs et d’ensembles de bâtiments.
Sur l’exemple du Suprématisme, on voit bien que l’environnement que Malévitch met en parallèle avec l’œuvre d’art n’est pas un conditionnement de celle-ci, à la manière dont cela est pensé par Taine, par exemple, ou par Marx. La réflexion de Malévitch est antipositiviste et antimarxienne. Le Suprématisme ne « peint pas l’espace », c’est l’espace en tant que « Rien libéré » qui se peint lui-même sur la surface du tableau et cela est possible précisément grâce à la sensation. On peut dire que le tableau suprématiste est égal à l’Univers, qu’il est la nature et que l’excitation cosmique qui passe à travers lui passe également « dans l’intérieur de l’homme, sans but, sans sens, sans logique. »[29]
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La réflexion de Malévitch sur l’esthétique, sur ce qui est artistique dans l’œuvre d’art et sur ce qui ne l’est pas, pourrait encore aujourd’hui ou pourra demain inspirer la muséographie. D’autant plus que cette réflexion, si elle se porte de façon privilégiée sur l’art de gauche, est valable aussi pour les œuvres du passé. Malévitch nous dit qu’il faut reconnaître que la sensation, l’aisthèsis, est un champ de forces multiples. Il y a des sensations d’ordre esthétique-artistique qu’il faut savoir distinguer des différentes autres sensations non artistiques. Si le musée ne veut pas être seulement un rassemblement d’œuvres qui nous révèlent plus du symptomatique, au sens médical du terme, il se doit de repenser ses expositions du point de vue de cette perception picturale, où la sensation règne en maîtresse, comme Malévitch a essayé de le penser et de le mettre en pratique.
Jean-Claude Marcadé
Le Pam, printemps 2001
[1] OUNOVIS = Afirmateurs et fondateurs du Nouveau en art
[2] INKHOUK= Institut de la culture artistique
3 RAKHN = Académie de Russie des sciences artistiques
[4] GHINKHOUK = Institut national de la culture artistique
[5] K. Malévitch, « L’axe de la couleur et du volume » [1919], in : Écrits II. Le Miroir suprématiste, Lausanne, L’Âge d’Homme, 1993, p. 73
[6] Ibidem
[7] K. Malévitch, « La peinture dans le problème de l’architecture » [1928], in : Écrits III. Les arts de la représentation, Lausanne, L’Âge d’Homme, 1994, p.14
[8] K. Malévitch, « L’esthétique (essai de déterminer le côté artistique et non artistique des œuvres) » [1928], in : Écrits III. Les arts de la représentation, op.cit., p. 111
[9] Ibidem
[10] Cf. K. Malévitch, Écrits III. Les arts de la représentation, op.cit., p. 7
[11] K. Malévitch, « L’esthétique (essai pour déterminer le côté artistique et non artistique des œuvres », ibidem, p. 112
[12] Ibidem, p. 113
[13] Ibidem, p. 118
[14] Ibidem, p. 114
[15] Ibidem, p. 115
[16] K. Malévitch, « Essai pour déterminer l’interdépendance de la couleur et de la forme en peinture », ibidem, p. 130
[17] Ibidem
[18] K. Malévitch, « De la poésie » [1919], in : Écrits II. Le miroir supématiste, op.cit., p. 74
[19] K. Malévitch, « L’esthétique (essai de déterminer le côté artistique et non artistique des œuvres) », op.cit., p. 117
[20] Ibidem, p. 119
[21] Ibidem, p. 142-143
[22] Lettre de Cézanne à Émile Zola du 20 novembre 1878
[23] Cité par M. Merleau-Ponty, « Le doute de Cézanne », in : Cézanne dans les musées nationaux, Paris, Musées nationaux, 1974, p. 10
[24] Cité par M. Merleau-Ponty, L’œil et l’esprit [1964], Paris, Gallimard-Folio, 1986, p. 67
[25] K. Malévitch, « L’esthétique (essai de déterminer le côté artistique et non artistique des œuvres) », op.cit., p. 123
[26] A. Gleizes, J. Metzinger, Du « Cubisme » [1912], Sisteron, Présence, 1980, p. 62
[27] Sur la réaction de Plekhanov à Du « Cubisme », je me permets de renvoyer à mon article : « Léger et la Russie », Europe, juin-juillet 1997, p. 64-65
[28] Voir la reproduction des graphiques de Malévitch dans : Jean-Claude Marcadé, Malévitch, Paris, Casterman, 1990, p.202-211
[29] K. Malévitch, « Dieu n’est pas détrôné. L’Art. L’ Église. La Fabrique » [1922], in : Écrits I. de Cézanne au Suprématisme, Lausanne, LÂge d’Homme, 1993, p. 149-150
BONNE FÊTE DE L’ANNONCIATION ORTHODOXE!
By Jean-Claude on Avr 6th, 2024
Ο Ευαγγελισμός της Θεοτόκου
Parallèlement au Seigneur, on trouve aussi la Vierge Marie obéissante ».
« Car il fallait qu’Adam fut récapitulé dans le Christ, afin que ce qui était mortel fut englouti par l’immortalité, et il fallait qu’Ève le fut aussi en Marie, afin qu’une Vierge, en se faisant l’avocate d’une vierge, détruisit la désobéissance d’une vierge par l’obéissance d’une Vierge. »
Saint irénée de Lyon
«
VALÉRIE EYMERIC A LE PLAISIR DE VOUS CONVIER AU VERNISSAGE DE L’EXPOSITION : Cabinet de curiosités Session#7 « Entrouvrir l’image » En présence de l’artiste : Marc-Antoine Decavèle Avec la participation de : Michèle Cohen-Halimi, Georges Didi-Huberman, Jean-Claude Marcadé, Claude Royet-Journoud, Laurette Succar. Exposition présentée au premier étage de la galerie du 11 avril au 30 juin 2024 Vernissage le Jeudi 11 avril 2024 de 18h à 21h au 33 Rue Auguste Comte, 69002 Lyon Contact : 0695724874
By Jean-Claude on Avr 3rd, 2024
VALÉRIE EYMERIC
A LE PLAISIR DE VOUS CONVIER AU VERNISSAGE DE L’EXPOSITION :
Cabinet de curiosités Session#7
« Entrouvrir l’image »
En présence de l’artiste :
Marc-Antoine Decavèle
Avec la participation de :
Michèle Cohen-Halimi, Georges Didi-Huberman, Jean-Claude Marcadé, Claude Royet-Journoud, Laurette Succar.
Exposition présentée au premier étage de la galerie
du 11 avril au 30 juin 2024
Vernissage le Jeudi 11 avril 2024 de 18h à 21h
au 33 Rue Auguste Comte, 69002 Lyon
Contact : 0695724874
A propos de l’auteur
Jean-Claude Marcadé, родился в селе Moscardès (Lanas), agrégé de l'Université, docteur ès lettres, directeur de recherche émérite au Centre national de la recherche scientifique (C.N.R.S). , председатель общества "Les Amis d'Antoine Pevsner", куратор выставок в музеях (Pougny, 1992-1993 в Париже и Берлинe ; Le Symbolisme russe, 1999-2000 в Мадриде, Барселоне, Бордо; Malévitch в Париже, 2003 ; Русский Париж.1910-1960, 2003-2004, в Петербурге, Вуппертале, Бордо ; La Russie à l'avant-garde- 1900-1935 в Брюсселе, 2005-2006 ; Malévitch в Барселоне, Билбао, 2006 ; Ланской в Москве, Петербурге, 2006; Родченко в Барселоне (2008).
Автор книг : Malévitch (1990); L'Avant-garde russe. 1907-1927 (1995, 2007); Calder (1996); Eisenstein, Dessins secrets (1998); Anna Staritsky (2000) ; Творчество Н.С. Лескова (2006); Nicolas de Staël. Peintures et dessins (2009)
Malévitch, Kiev, Rodovid, 2013 (en ukrainien); Malévitch, Écrits, t. I, Paris, Allia,2015; Malévitch, Paris, Hazan, 2016Rechercher un article
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